Julia Christen, welche bereits bei der Spitex Nidwalden ihre Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit gemacht hatte, war im Sommerlager der Pfadi Wolfsschlucht aktiv. Zu ihren Aufgaben gehörten das Schreiben des Lagerdrahts sowie als Lagersanitäterin für alle Fälle da zu sein. Gerade als dabei konnte sie von ihrer Ausbildung profitieren und gleichzeitig aber auch wertvolle Erfahrungen sammeln. Was Julia Christen erlebt hat, erzählt sie im folgenden Bericht.
Im letzten Sommerlager, welches als ein Bundesweites Pfadilager (Bula) stattfand, konnte unsere Abteilung neue Kontakte zu anderen Pfadiabteilungen knüpfen. Aus einer «Schnapsidee» an einem gemütlichen Abend im Bundeslager wurde nach und nach Realität: ein Pfadilager mit drei Abteilungen alle auf einem grossen Lagerplatz. Als nach dem Bundeslager diese Kontakte weiter gepflegt wurden, nahm die Idee langsam Form an. Wir von der Pfadi Wolfschlucht planten ein gemeinsames Lager mit der Pfadi Hergiswil und der Pfadi Stansstad. Das Lager nannte sich Trila 2023, das «tri» steht für drei und das «la» für Lager.
Jede Abteilung plante ihr eigenständiges Lager, diverse Aktivitäten wurden zusammen vorbereitet und ein gemeinsamer roter Faden erarbeitet. Unter dem «Roten Faden» darf man so viel wie ein Ablauf zu einem bestimmten Lagermotto verstehen. Es gibt jedes Jahr ein Lagerspiel, welches zum Lagermotto passt und aus verschiedenen Aufgaben über die zwei Lagerwochen bestehen. Die drei Abteilungen stellten drei Mafiafamilien dar, welche um Gebiete verhandelten und ihr Imperium vergrössern und stärken wollten.
Der Lageraufbau startete individuell. So gingen einige Leiter*innen und Helfer*innen der Pfadi Hergiswil bereits eine Woche in ein sogenanntes «Vorlager». Unsere Abteilung startete dann am Samstag davor in den Lageraufbau.
Die Kids starteten ebenfalls individuell ins Lager. Hergiswil reiste bereits am Sonntag an, Stansstad und unsere Abteilung kamen am Montag dazu. Am Montagabend starteten alle gemeinsam in das diesjährige Trila. In den zwei Lagerwochen führte jede Abteilung ihr eigenes Lagerprogramm durch. Täglich fanden Challenges mit allen Abteilungen statt, welche zum gemeinsamen Motto und Lagerspiel gehörten.
Im Lager hat jede*r Leiter*in eigene Aufgaben. Zu meinen Aufgaben gehörten: das Schreiben des Lagerdrahts und als Lagersanität für alle Fälle da zu sein.
Vor dem Lager müssen die Lagerapotheke und kleinere Wanderapotheken vorbereitet werden, sodass wir jederzeit ausgerüstet sind. Zudem sind wir als Leitungsteam darauf angewiesen, dass alle Teilnehmer*innen über ein aktuelles Notfallblatt verfügen. Auf dem Notfallblatt sind Allergien, Essensunverträglichkeiten, Erkrankungen und alle relevanten Infos, welche wir als die Verantwortlichen im Lager benötigen, festgehalten. So konnten wir schon vor dem Lager einige Situationen mit Eltern und Pfädeler vorbesprechen, wie was gehandhabt werden sollte im Lager. Wir waren dieses Jahr zu zweit als «Lagersanitäterinnen» zuständig für Verletzungen, Heimweh und alle weiteren Sorgen. So müssen beispielsweise einige Kinder zu unterschiedlichen Tageszeiten Medikamente einnehmen und dies ja dann auch im Lager, wo sich der Tagesablauf anders gestaltet als zuhause. Uns war wichtig genau informiert zu sein, was ein Kind zuverlässig selbstständig einnehmen kann und was wir zur entsprechenden Tageszeit verabreichen.
Dieses Jahr war das erste Mal ein Kind mit Diabetes Mellitus Typ 1 dabei im Lager. Gemeinsam mit den Eltern wurde davor besprochen, was sie bereits selbstständig macht und wobei sie unsere Unterstützung oder Erinnerung benötigt. Unsere grösste Herausforderung bestand darin den Blutzucker im abwechslungsreichen Lageralltag zu überwachen und Schwankungen im Auge zu behalten und dann wenn nötig zu regieren. In einem Sommerlager ist nämlich kein Tag wie der andere: es wird zu unterschiedlichen Zeiten gegessen, mal ist ein Tag körperlich anstrengend, ein anderes Mal ist das Programm lockerer, es gibt eine Nacht mehr Schlaf als die nächste und man ist oft unterwegs. Aufgrund der sorgfältigen Vorbereitung der Eltern waren wir im Lager top informiert und ausgerüstet, um bei Bedarf zu unterstützen. Unser Ziel war es, dass sie durch den Diabetes nicht eingeschränkt war und das Lager einfach geniessen konnte.
Wir wurden zum Glück von grösseren Verletzungen verschont und alle sind gesund nach Hause gekommen. Seit ich Leiterin bin, war ich jedes Jahr Lagersanitäterin. In den letzten Jahren konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln und in vielen Hinsichten dazulernen. Rückblickend gab es jedes Jahr Neues, was ich für meinen Beruf mitnehmen konnte. Dieses Jahr konnte ich am meisten vom Umgang mit Diabetes Mellitus Typ 1 bei einem Kind lernen. Ich durfte so spannende Eindrücke zum Blutzucker- und Insulinmanagement bei einem Kind erhalten und sie in dieser Herausforderung, im manchmal turbulenten Lagerleben, unterstützen.
Julia Christen
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